St. Augustin – Brennstoffzellen-Heizungen gelten als effizient und umweltfreundlich. Durch den hohen Wirkungsgrad von 90 Prozent und mehr lassen sich Heiz- und Stromkosten einsparen. Trotzdem ist die hierzulande noch sehr junge Heiztechnologie nicht unumstritten.

Während einige Hersteller auf die Technologie als Zukunftstrend setzen, sind andere skeptisch. Auch Verbraucher halten sich bisher weitgehend zurück, nicht zuletzt wegen der hohen Anschaffungskosten.

Wie funktionieren Brennstoffzellen-Heizungen?

In der Brennstoffzelle reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Luft zu Wasser. Dabei entstehen Wärme und Strom. Nötig ist ein Erdgasanschluss.

Warum sind nicht mehr solche Heizungsanlagen auf dem Markt?

Bisher ist die Technik noch sehr teuer. Die Anlagen kosten laut der gemeinnützigen Beratungsgesellschaft co2online derzeit ab 30 000 Euro inklusive Einbau. Noch vor einigen Jahren lagen die Preise bei rund 48 000 Euro ohne Einbau.

Rechnen sich die Anlagen schon für den Häuslebauer?

«Ein mehrjähriger Praxistest für die Brennstoffzelle im Eigenheim zwischen 2008 und 2016 weist auf eine gute Entwicklung hin», berichtet Jens Hakenes von co2online. Für das Callux-Projekt der Bundesregierung mit Testgeräten und Prototypen wurden fast 500 Anlagen verschiedener Hersteller in privaten Haushalten bewertet.

Das Ergebnis: Die Kosten sanken im Laufe des Projekts um etwa 70 Prozent, die für Geräteservice und Ersatzteile um etwa 90 Prozent. Der elektrische Wirkungsgrad konnte auf durchschnittlich 34 Prozent, der Gesamtwirkungsgrad auf 96 Prozent gesteigert werden. Im Vergleich zu den anfangs installierten Geräten schrumpften die dann weiter entwickelten Heizungen in Größe und Gewicht um etwa die Hälfte. In dieser Zeit stieg auch die Zahl der Hersteller, und die Geräte werden in größeren Serien produziert – die Preise sinken also, und sie könnten weiter fallen. «Für einige Verbraucher kann es sich aber dank hoher Förderung schon jetzt rechnen», erklärt Hakenes.

Wird sich die Technik denn überhaupt auf dem Massenmarkt durchsetzen? Der Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie (BDH) bezeichnete diese Technologie auf der Weltleitmesse ISH 2017 als Zukunftstrend. «Wir werden das weiter pushen», versprach Geschäftsführer Andreas Lücke. Doch die Branche selbst ist sich nicht einig. Während die Firma Viessmann auf der Messe ein neues Brennstoffzellen-Heizgerät für 2017 ankündigte, sehen andere Firmen die Technik kritisch. Die Vaillant Group kündigte sogar an, ihre Entwicklungskapazitäten in dem Bereich zu reduzieren und eine Markteinführung aussetzen. Auch Bosch zeigte sich skeptisch. Selbst BDH-Präsident Manfred Greis gab zu bedenken: «Es ist völlig klar, dass so eine Technik nicht den Markt beherrschen wird.» Die Bundesregierung scheint optimistischer zu sein. Sie fördert die Einführung von Brennstoffzellen-Heizungen – und zwar erheblich.

Wie wird gefördert?

Der Bund unterstützt mit einem Förderprogramm bei der KfW-Bank die Einführung der Technologie. Unterstützt wird der Einbau von Brennstoffzellensystemen mit einer Leistung von 0,25 bis 5 Kilowatt in Wohngebäuden, wenn die Brennstoffzelle in die Wärme- und Stromversorgung eingebunden wird. Die Förderung erfolgt als Zuschuss mit einem Grundbetrag von 5700 Euro und einem leistungsabhängigen Betrag von 450 Euro je angefangener 100 Watt elektrische Leistung.

Worauf sollten Verbraucher jetzt achten?

«Technikinteressierte und umweltbewusste Verbraucher sind in der Regel die ersten, die sich schon früh für die innovative Technologie interessieren», sagt Frank Ebisch vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima. Aber die Technik wird für alle Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern jetzt grundsätzlich attraktiver. Allerdings sollten sie vor dem Kauf unbedingt fachlichen Rat einholen. Denn ob die Brennstoffzelle sich bei ihnen rechnet, hängt ganz wesentlich vom Energieverbrauch und Wasserbedarf und von der Dämmung des Hauses ab. Und davon, ob es schon einen Gasanschluss gibt.

Fotocredits: Jens Büttner
(dpa/tmn)

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