Frische Brötchen zum Frühstück, ein Stück Pizza oder ein Hamburger in der Mittagspause, zum Geburtstag Kuchen oder Torte – für die meisten Menschen gehört das zum Alltag, doch wer kein Gluten verträgt, muss darauf verzichten. Denn Gluten ist in fast allen Getreidesorten enthalten, wodurch jedes auswärtige Essen für die Betroffenen zur Mutprobe wird.

 

Etwa ein Prozent der deutschen Bevölkerung leidet Studien zufolge unter einer Zöliakie und muss nach heutigem Forschungsstand eine lebenslange glutenfreie Diät einhalten. Weit mehr Menschen sind von einer sogenannten Glutensensitivität betroffen, vertragen also zumindest temporär kein Gluten oder wenn nur in sehr geringen Mengen.

Gluten zu meiden ist nicht einfach. Denn es ist nicht nur in gewöhnlichem Brot oder Brötchen, Backwaren und Nudeln enthalten, sondern auch in vielen weiteren Produkten, denen man es auf den ersten Blick nicht ansieht. So können Wurstwaren zum Beispiel Gluten enthalten, aber auch Fertigsalate, Chips oder Eis.

Die Symptome bei beiden Erkrankungen sind dabei so unspezifisch, dass es oft Jahre dauert, bis die richtige Diagnose gestellt wird: Sie können von klassischen Magen-Darm-Problemen – wie Durchfällen, Verstopfungen und Blähungen – über Müdigkeit und Erschöpfungssymptomen bis hin zu Mangelerkrankungen und Minderwuchs bei Zöliakie reichen. Mehr Informationen zur glutenfreien Ernährung und der Symptomatik beider Erkrankungen finden Sie auf der Website http://www.was-ist-zoeliakie.de/.

Dass gerade Glutensensitivität, die häufig zusammen mit dem Reizdarm-Syndrom auftritt, in den letzten Jahren stark zugenommen hat, ist nicht zuletzt Folge der Industrialisierung der Landwirtschaft, vermuten Forscher. Denn im Zuge dieser wurden viele Getreidesorten auf einen möglichst hohen Gehalt des Proteins ATI hochgezüchtet, welches für die Glutensensitivität als ursächlich gilt. Vor allem die Eigenschaft als Insektenabwehrstoff macht ATI für die Nahrungsmittelindustrie interessant. Nach Ansicht von Experten führt eine zu starke Stimulation des Immunsystems durch ATI zu den Entzündungsreaktionen, welche letztendlich für das Krankheitsbild der  Glutensensitivität verantwortlich sind. Die Forschung zur Glutensensitivität steckt allerdings noch in den Kinderschuhen, sodass weitere Erkenntnisse zur Entstehung der Erkrankung für die Zukunft wahrscheinlich sind.

Bei einer Zöliakie, die eine Mischung aus Autoimmunerkrankung und Allergie darstellt, werden dagegen genetische Faktoren und die frühkindliche Ernährung verantwortlich gemacht. Hier sind die Zotten der Dünndarmschleimhaut betroffen, die durch eine aggressive Autoimmunreaktion soweit abgenutzt werden können, dass nicht in wenigen Fällen Mangelerkrankungen die Folge sind, weil nicht mehr genug Nährstoffe aufgenommen werden können. Helfen kann hier bislang nur eine lebenslang eingehaltene, strikt glutenfreie Diät, unter der sich die Dünndarmschleimhaut nach einer gewissen Zeit wieder erholt und damit auch die meisten Beschwerden zurückgehen.

Hilfe finden Betroffene zum Beispiel bei der Deutschen Zöliakie Gesellschaft (DZG), die nicht nur zahlreiche Infomaterialien bereitstellt, sondern auch regelmäßig Schulungen und Veranstaltungen organisiert.

Fotoquelle: Joop Hoek – Fotolia

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