Düsseldorf (dpa) – Ab und zu ist Klaus Markgraf-Maué wirklich mächtig frustriert. Mit dem Naturschutzbund (NABU) versucht er, am Rhein heimischen Jungfischen Lebensräume zu geben. Ob die Gruppe damit Erfolg hat oder nicht, das können sie aber kaum messen.

Denn statt der erhofften Barben oder Maifische ziehen sie Grundeln aus dem Strom. Warum das? Ganz einfach: Die Süßwasserfische schnappen schneller zu als andere. Sie gelten als aggressiv und robust. Experten warnen, dass sie heimische Rheinfische wie den Gründling verdrängten. «Dem Fluss ist es zwar letztlich egal, welche Fische unterwegs sind», räumt Markgraf-Maué ein. Naturschützer fürchten aber um die Artenvielfalt.

Und auch Angler kennen das Problem: Explosionsartig habe sich die Grundel im Rhein vermehrt, schimpfen sie. An vielen Stellen des Flusses würden kaum noch andere Arten anbeißen. «Vor 15 Jahren waren noch keine Grundeln da, inzwischen sind es richtig viele», berichtet Matthias Sommer von der Rheinfischereigenossenschaft NRW.

Tatsächlich machen Grundeln bis zu 60 Prozent des Fangs von Rheinanglern aus, heißt es bei der Oberen Fischereibehörde in Düsseldorf. Die Schwarzmundgrundel dominiert dabei. Im Gewichtsvergleich sind es aber kleine Fische: Nur vier Prozent der gesamten Fischbiomasse im Rhein sind Grundeln.

Sprichwörtlich am schwersten wiegen immer noch heimische Arten wie etwa die Barbe mit rund 37 Prozent, der Aland mit circa 20 Prozent und Brassen (17 Prozent). Manche Fische passten sich bereits dem Neuzugang im Fluss an: So steht die kleine Grundel inzwischen auf dem Speiseplan des Zanders.

Das Grundel-Problem ist hausgemacht. Im Bugwasser des Schiffsverkehrs auf dem Rhein-Main-Donau-Kanal schwappen sie aus der Schwarzmeer-Region mit. Und im begradigten Rhein mit seinen Blocksteinschüttungen finden die Fischchen ideale Lebensbedingungen. Heimische Arten bevorzugen dagegen unverbaute Gewässerabschnitte.

Um wenigstens weiteren Artenschwund vorzubeugen, müsste deshalb in den Erhalt und die Entwicklung von naturnahem Lebensraum im Rhein investiert werden. Auch ein veränderter Umgang mit Ballastwasser in der Schifffahrt könnte helfen, die Einwanderung weiterer Arten ein wenig zu bremsen, meint die Fischereibehörde.

Im Fall der Grundeln ist es aber schon zu spät, darin sind sich alle einig. Zwar sind Angler angehalten, die Tiere nicht zurückzuwerfen. Aber da sei nichts mehr zu machen, sagt Naturschützer Markgraf-Maué. «Es ist unmöglich, der Grundeln Herr zu werden», seufzt auch Sommer von der Fischereigenossenschaft.

Alle müssen also lernen, mit der Grundel zu leben. Wer partout keine beißen lassen will, sollte auf Würmer als Köder verzichten, empfiehlt die Genossenschaft. Und wer doch eine herausfischt, sollte sie wenigstens verwerten. Als Köderfische etwa. Oder als Abendbrot. «Aber sie sieht halt nicht so lecker aus», gibt Sommer zu.



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(dpa)