Nicht alle natürlich. Aber diese Woche wurde zumindest beim Hamburger Anbieter LichtBlick aufgedeckt, dass nicht alles so öko ist, wie es sein sollte.

Der Hamburger Ökostromanbieter LichtBlick (http://www.lichtblick.de) beliefert seine Kunden entgegen eigener Angaben auch mit Atom- und Kohlestrom. Dies deckte die Financial Times Deutschland in dieser Woche auf. Die Journalisten berufen sich auf Einkäufe des Hamburger Konzerns an der Leipziger Strombörse European Energy Exchange. Dort soll gleich mehrfach Nicht-Ökostrom eingekauft worden sein.

Obwohl LichtBlick auf seiner Website wirbt, „Strom mithilfe klimaschonender Technologien aus regenerativen Quellen zu gewinnen“ und diese Energieformen als „die einzige Alternative zu Atomstrom, Kohle und Öl“ sieht, dürfte man die klimabewussten Verbraucher an der Nase herum geführt haben. Schließlich wird an der Leipziger Strombörse vorrangig Energie aus Atom- und Kohlekraftwerken gehandelt.
LichtBlicks Grundsatz, „vollständig auf Strom aus Atom-, Kohle- und Ölkraftwerken“ zu verzichten, dürfte damit massiv in Frage gestellt werden.

Mittlerweile hat LichtBlick zu den Vorwürfen offiziell Stellung genommen. So rechtfertigt der Konzern die Vorgehensweise insofern, als dass diese Atom- und Kohlestrom-Zukäufe nicht den planbaren Stromeinkauf betreffen, der den Kundenbedarf deckt. Vielmehr nutzte man Atom- und Kohlestrom „zur Kompensation von kurzfristig auftretenden Abweichungen zwischen prognostiziertem und tatsächlichem Verbrauch der Kunden“, so Unternehmenssprecher Gero Lücking auf Nachfrage vonseiten der Presse. Dabei handele es sich laut Lücking um „..Mengen, die weniger als ein Prozent ausmachen“. Zudem sei diese Praxis in der Branche hinlänglich bekannt und Alternativen bislang nicht vorhanden. Trotzdem werten Analysten diese Praxis als großen Imageverlust für die gesamte Branche, der sich in Deutschland mittlerweile auf über 500 Stromversorger auswirken könnte, die Ökostrom anbieten.

Angesichts der größer werdenden Anbieterzahl und der wachsenden Unübersichtlichkeit von Angeboten mehren sich jedoch Stimmen, dass sich vermeintliche Ökostromangebote häufig als „grüne Mogelpackungen“ entpuppen könnten. In der Diskussion kritisierte vor allem das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie http://www.wupperinst.org die Vorgangsweise vieler Anbieter regenerativer Energien. Dem Bericht nach soll LichtBlick im Dezember 2006 und ab Oktober vergangenen Jahres knapp 4.000 Megawattstunden täglich von der European Energy Exchange bezogen haben. Insider beziffern die eingekaufte Menge 2007 hingegen auf 20 Gigawattstunden, also nicht wie von LichtBlick behauptet weniger als ein Prozent, sondern rund zwei Prozent der Strommenge, die die Hamburger an ihre Kunden weitergegeben haben. Weiter so eingekauft haben soll der Konzern Anfang 2008, öffentlich wurde dies aber nicht.

Vom TÜV Nord ließ sich LichtBlick eigenen Angaben nach sogar das Prüfzertifikat bestätigen, „zu 100 Prozent regenerativen Strom“ anzubieten. Eigenen Angaben nach bedient die Firma derzeit etwa 400.000 Kunden und erreicht rund 200 Mio. Euro Jahresumsatz.

Da stellt sich unweigerlich die Frage nach Transparenz und Sinn der TÜV-Prüfung für Stromanbieter. Eine Schweinerei und Betrug am Kunden ist es alle mal.